Elektrizitätswerke Schönau

Die Elek­tri­zi­täts­wer­ke Schön­au Ver­triebs GmbH (EWS) ist ein Ener­gie­ver­sor­gungs­un­ter­neh­men mit einer ganz beson­de­ren Geschich­te. Gegrün­det wur­den die Elek­tri­zi­täts­wer­ke 1991 als GbR in Schön­au im Schwarz­wald. Die Geschich­te des Öko­strom­an­bie­ters geht auf die Reak­tor­ka­ta­stro­phe von Tscher­no­byl am 26. April 1986 zurück.

Scho­ckiert von den Aus­ma­ßen der der Kern­schmel­ze und deren Fol­gen, grün­de­ten Schö­nau­er Bür­ger eine Initia­ti­ve gegen Atom­kraft. Zunächst hielt man nur Auf­klä­rungs­ver­an­stal­tun­gen und Strom­spar­be­ra­tun­gen ab, spä­ter gin­gen meh­re­re Mit­glie­der als Kaba­rett­grup­pe „Watt­kil­ler“ auf Tournee.

Bald schon begann man selbst mit der kli­ma­freund­li­chen Strom­erzeu­gung, indem klei­ne Was­ser­kraft­an­la­gen reak­ti­viert und Kraft-Wär­me-Kopp­lungs-Pro­jek­te geför­dert wur­den. Auf­grund ihrer Hart­nä­ckig­keit wur­den die Ener­gie-Akti­vis­ten in den Medi­an als „Strom­re­bel­len“ bekannt. Dem ört­li­chen Strom­mo­no­po­lis­ten und Atom­kraft­werks­be­trei­ber KWR waren die Initia­ti­ven, die vehe­ment den Aus­bau der Strom­ge­win­nung aus erneu­er­ba­ren Ener­gien for­der­ten, ein Dorn im Auto.

Die Kon­zes­si­on des Unter­neh­mens für die Nut­zung des Strom­net­zes soll­te bald aus­lau­fen und somit bot das Unter­neh­men der Stadt 100.000 DM für eine früh­zei­ti­ge Ver­län­ge­rung um wei­te­re 20 Jah­re an. Die Bür­ger­be­we­gung bot die glei­che Sum­me an, wenn die Ver­län­ge­rung nicht zustan­de kommt, unter­lag jedoch mit ihrem Anlie­gen. Dar­auf­hin setz­ten sich die Strom­re­bel­len für einen Bür­ger­ent­scheid ein, wel­chen sie nach einem har­ten Wahl­kampf gewan­nen. Die Kon­zes­si­on wur­de daher nicht früh­zei­tig verlängert.

1994 wur­de die Elek­tri­zi­täts­wer­ke Schön­au GmbH (EWS) gegrün­det. Der Gesell­schaf­ter war die Netz­kauf Schön­au GbR, an wel­cher sich mehr als 650 Bür­ger betei­lig­ten. Im Novem­ber 1995 ver­gab der Stadt­rat dann tat­säch­lich die Kon­zes­si­on an die EWS. Die KWR woll­te das nicht hin­neh­men und bekämpf­te die EWS mit allen Mit­teln. Mit einem zwei­ten Bür­ger­ent­scheid soll­te die Kon­zes­si­ons­ver­ga­be rück­gän­gig gemacht wer­den, aller­dings konn­te die EWS auch die­sen Ent­scheid gewinnen.

Das jun­ge Unter­neh­men muss­te der KWR nun noch das Strom­netz abkau­fen, wofür es fast 9 Mil­lio­nen DM auf­brin­gen muss­te. Ein Teil davon wur­de aus dem Schö­nau­er Ener­gie­fonds bereit­ge­stellt. Der Rest muss­te durch Spen­den finan­ziert wer­den. Die Unter­stüt­zung der Bevöl­ke­rung war gigan­tisch. Gro­ße Wer­be­agen­tu­ren schal­te­ten kos­ten­los bun­des­weit die „Stör­fall-Kam­pa­gne“, Umwelt­ver­bän­de rie­fen zu Spen­den auf und Zei­tun­gen schal­te­ten kos­ten­los Anzei­gen. Bin­nen weni­ger Mona­te wur­de das Spen­den­ziel erreicht.

Seit 1997 ist die EWS offi­zi­el­ler Ener­gie­ver­sor­ger mit zahl­rei­chen Öko­strom­an­la­gen. Das Unter­neh­men star­te­te das För­der­pro­gramm „Son­nen­cent“, mit dem mitt­ler­wei­le rund 2.700 Öko­strom­an­la­gen in pri­va­ter Hand geför­dert wur­den. Seit 2010 bie­tet das Unter­neh­men auch Bio­gas aus 100 Pro­zent erneu­er­ba­ren Ener­gie­quel­len an.

Heu­te haben die Strom­re­bel­len um die 194.000 Kun­den, 130 Mit­ar­bei­ter und einen Jah­res­um­satz von 43 Mil­lio­nen Euro. Ihren Akti­vis­mus haben die Rebel­len mit der Zeit nicht ver­lo­ren, auch heu­te wer­den noch Semi­na­re und Aktio­nen rund um den Kli­ma­schutz und die Ener­gie­wen­de durch­ge­führt. Das Unter­neh­men hat zahl­rei­che Aus­zeich­nun­gen erhal­ten, bei­spiels­wei­se den Deut­schen Umwelt­preis, den Euro­päi­schen Solar­preis oder den Hen­ry Ford Euro­pean Con­ser­va­ti­on Natio­nal Award.

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