Anders als Strom aus fossilen Energieträgern wird Ökostrom von vielen kleinen Anlagen dezentral produziert. Jeder Mensch kann ein eigenes kleines Kraftwerk betreiben und Ökostrom selbst produzieren, beispielsweise mit Solar- oder kleinen Windkraftanlagen. Mit selbst produziertem Ökostrom kann jeder zur Energiewende beitragen und ganz nebenbei ordentlich Energiekosten sparen. Hier erfahren Sie, wie Sie selbst ihren eigenen Ökostrom produzieren können.
Für daheim: Wind- und Solarenergie
Grundlegend kann Ökostrom aus vier Quellen gewonnen werden, nämlich mit Windkrafträdern, Photovoltaikanlagen, Biomassekraftwerken bzw. Biogaskraftwerken und Wasserkraft. An dieser Stelle sind nur Photovoltaikanlagen und Windkrafträder interessant.
Die wenigsten Menschen haben die Möglichkeit, ihr eigenes Wasserkraftwerk zu betreiben. Das ist nur Personen vorbehalten, die direkten Zugang zu tauglichen Flüssen haben. Außerdem bedarf es einer Genehmigung, man darf nicht überall wo man möchte einfach so Wasserkraftwerke errichten. Es gibt zahlreiche Anleitungen, wie man selbst ein Wasserkraftwerk bauen kann. Dabei handelt es sich aber eher um Spielzeuge, nicht um etwas, mit dem man seine Stromrechnung senken kann.
Wer auf seinem Grundstück einen fließenden Fluss hat, kann durchaus ein Wasserkraftwerk installieren. Das ist jedoch recht teuer und stellt einen Eingriff in die Natur dar, welcher genehmigt werden muss. Man darf schließlich auf seinem Privatgrundstück auch nicht einfach einen Baum fällen, wenn er ein bestimmtes Alter bzw. eine gewisse Größe erreicht hat.
Biomasse- bzw. Biogaskraftwerke sind für Privatpersonen ebenfalls nicht von Relevanz. Einmal aufgrund der Kosten und einmal aufgrund der benötigten Rohstoffe. Ein Landwirt mit großen Feldern und / oder viel Nutzvieh, kann durchaus über ein Biokraftwerk nachdenken, denn Dung und Ernteabfälle fallen reichlich an, sodass ein Kraftwerk sinnvoll betrieben werden kann und sich nach einiger Zeit auch finanziell rechnet.
Es bleiben also noch Solar- und Windenergie übrig. Dass man sich große Photovoltaikanlagen aufs Dach montieren lassen kann, weiß sicherlich jeder, selbst wenn man sich noch nicht viel mit erneuerbaren Energien und Selbstversorgung mit Strom beschäftigt hat. Natürlich muss man dafür ein eigenes Haus haben.
Ähnlich ist es bei Windkraft. Es ist durchaus möglich, ein Windkraftwerk auf dem eigenen Grundstück errichten zu lassen, um den Strom selbst zu verbrauchen und Überschuss ins öffentliche Netz einzuspeisen. Dafür braucht man nur ein ausreichend großes Grundstück und eine Baugenehmigung.
Um so eine „Große Lösung“ soll es hier jedoch nur am Rande gehen. Man braucht nicht zwingend viel Geld, ein eigenes Haus oder ein riesiges Grundstück, um selbst Ökostrom zu produzieren. Auch für Wohnungen gibt es durchaus gute Möglichkeiten, seinen eigenen Ökostrom zu erzeugen. Diese mögen vielleicht nicht so effizient sein wie große Photovoltaikanlagen oder meterhohe Windkraftwerke.
Aber wie sagt man so schön: Kleinvieh macht auch Mist. Und jede Kilowattstunde selbst produzierten Ökostroms ist eine Kilowattstunde, die nicht in einem Kohle- oder Atomkraftwerk produziert wurde. Und jede selbst verbrauchte Kilowattstunde eigenproduzierten Ökostroms ist eine Kilowattstunde, die nicht auf der Stromrechnung auftaucht.
Ökostrom selbst erzeugen: Benötigte Grundlagen
Im Internet gibt es zahlreiche Kleinwindräder und Solarmodule, mit denen Ökostrom selbst produziert werden kann. Solch Anlagen alleine reichen aber nicht aus, um den Strom auch nutzen zu können. Die Module sind Teil einer Gesamtanlage. Solarzellen bzw. Windräder erzeugen Gleichstrom. Um diesen nutzen zu können, muss dieser mit einem Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt werden.
Wer seinen Strom möglichst selbst verbrauchen möchte, sollte sich eine entsprechende Speicherbatterie zulegen. Strom muss in dem Moment verbraucht werden, in dem er produziert wird. Wer über einen Speicher verfügt, kann seinen Ökostrom auch nutzen, wenn gerade nichts oder zu wenig produziert wird. Um die Batterie zu schonen, sollte unbedingt ein Laderegler verwendet werden. Solche Module sind bei den meisten Anlagen glücklicherweise bereits im Lieferumfang enthalten.
Bleibt noch die Frage, wie denn der Strom genutzt werden kann, denn noch ist er ja nur in der Batterie und nicht im Stromnetz. Damit er genutzt werden kann, muss er in das Hausnetz eingespeist werden. Dafür benötigt man einen Einspeisezähler, welcher ans Netz angeschlossen werden muss. Den Zähler kann man nicht einfach kaufen und anschließen. Ein Fachmann muss den Zähler anschließen und sicherstellen, dass dieser auch geeicht ist. Genaue Informationen hierzu gibt es beim Netzbetreiber bzw. Stromanbieter. In einer Mietwohnung muss vorher mit dem Vermieter geklärt werden, ob so eine bauliche Veränderung vorgenommen werden darf.
Es gibt auch die Möglichkeit, selbst produzierten Ökostrom direkt ins Hausnetz einzuspeisen. Diese Anlagen werden üblicherweise einfach mit einer Wandsteckdose verbunden. Der Stromzähler misst die Differenz zwischen dem ein- und ausgehenden Strom. Wenn mehr Strom raus- als reingeht, dreht sich der Stromzähler rückwärts. Da das nicht erlaubt ist und zu Problemen mit dem Netzbetreiber führen kann, sollten solche Ökostromerzeuger angemeldet werden. Ab einer erzeugten Leistung von 300 Watt muss der Stromzähler getauscht werden, sofern der aktuelle nicht über eine Rücklaufsperre verfügt.
Solarenergie: Ökostrom aus Sonnenlicht selbst produzieren
Wer ein Eigenheim besitzt, kann mit einer Photovoltaikanlage jede Menge Ökostrom produzieren. So große Anlagen kann man nicht selbst montieren, dafür braucht es Fachkräfte. Diese sind so oder so nötig, da im Vorfeld abgeklärt werden muss, ob das Dach für eine Photovoltaikanlage geeignet ist. Dabei geht es darum, zu prüfen, ob die Statik des Daches dem Gewicht einer solchen Anlage standhalten kann.
Außerdem wird geprüft, ob eine Photovoltaikanlage auf dem Dach effizient betrieben werden kann. Je nach Ausrichtung des Daches kann die Anlage mehr oder weniger effizient arbeiten. Sollte das Dach ungünstig gelegen sein, kann man natürlich trotzdem eine Photovoltaikanlage installieren lassen. Das ist zwar gut für die Umwelt, aber es dauert erheblich länger, bis sich die Investition finanziell auszahlt.
Es gibt aber auch kleinere Photovoltaikanlagen, die sich für den Einsatz auf dem Balkon eignen. Diese Anlagen sind natürlich nur sinnvoll, wenn ausreichend Sonne auf den Balkon scheint. Wenn der Balkon auf der Schattenseite des Gebäudes ist, lohnt sich eine Photovoltaikanlage eher weniger. Wenn der Vermieter es erlaubt, können solche Anlagen auch an der Fassade befestigt werden. So können sie ideale Lichtverhältnisse nutzen und nehmen zudem keinen Platz auf dem Balkon weg. Sie sollten aber in jedem Fall erreichbar bleiben, denn von Zeit zu Zeit müssen die Solarzellen mal gereinigt werden.
Oftmals sind es die kleinen Verbraucher, die die Stromrechnung mit der Zeit in die Höhe schnellen lassen. Beispiele dafür sind zum Beispiel elektrisch betriebene Springbrunnen oder Gartenteichpumpen. Der Energiebedarf ist zwar überschaubar, doch wenn die Geräte rund um die Uhr laufen, kommt in der Summe dann doch einiges zusammen.
Wenn man von den Anschaffungskosten der Geräte einmal absieht, kann man viele Kleingeräte mit selbst erzeugtem Ökostrom komplett kostenlos betreiben. So gibt es beispielsweise solarbetriebene Teichpumpen, die ganz ohne Stromanschluss auskommen. Auch Springbrunnen für den Teich oder Wasserspiele zur Dekoration gibt es häufig mit integrierten Solarmodulen. Die Garten- oder Balkonbeleuchtung kann man ebenfalls ganz einfach auf Solarleuchten umstellen.
Solarleuchten für Garten oder Balkon haben meistens einen integrierten Akku, welcher von der Sonnenenergie aufgeladen wird. Das ist auch bitter nötig, denn schließlich sollen sie ja nicht tagsüber, sondern im dunklen leuchten.
Windenergie: Mit Wind selbst Ökostrom produzieren
Wie bereits erwähnt wurde, ist es möglich, auf seinem eigenen Grundstück eine eigene Windkraftanlage errichten zu lassen. Nun kann man aber nicht einfach bei einem Hersteller anrufen und sich eine solche Anlage liefern lassen. Um ein eigenes Windkraftwerk sinnvoll betreiben zu können, sollten unbedingt Experten hinzugezogen werden, denn das Windrad muss schließlich zu den lokalen Gegebenheiten passen. Ist es zu groß, zu klein oder ungünstig positioniert, ist die Investition sinnlos, da das Kraftwerk nicht effizient arbeiten kann. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Bedingungen, welche erfüllt werden müssen, um eine Baugenehmigung dafür zu bekommen. Da die Installation einer solchen Anlage ohne die entsprechende Expertise nicht möglich bzw. erlaubt ist, wird hier nicht weiter darauf eingegangen.
Kleine Windkraftwerke, sogenannte Kleinwindkraftanlagen, sind in der Regel nicht genehmigungspflichtig und können im Garten aufgestellt oder auf dem Dach angebracht werden. Es gibt auch kleine Windkraftanlagen, welche man zum Beispiel auf dem Balkon betreiben kann. Wird so ein Windkraftwerk fest an der Außenfassade angebracht, handelt es sich um eine bauliche Veränderung, welche mit dem Vermieter abgesprochen werden muss. Dieser kann die Montage auch verbieten, wenn er findet, dass das die Gesamtoptik des Gebäudes stört.
Windkraftanlagen neigen zudem dazu, Vibrationen und dadurch Lärm zu erzeugen, von dem sich die Nachbarn gestört fühlen können. Sollten die Geräusche eine bestimmte Lautstärke überschreiten, kann der Vermieter den Abbau des Kleinkraftwerks verlangen. Hierbei gilt es auch zu bedenken, dass das Windrad auch während der Nacht dreht. Geräusche, die am Tag erträglich sind, können in der Nacht extrem störend sein.
Generell ist die Nutzung von kleinen Windkraftanlagen eher etwas für den ländlichen Bereich. In Großstädten herrschen ganz andere Windverhältnisse, der Wind ist weniger stark und gleichmäßig als auf dem Land. Die Investitionskosten in eine Kleinwindraftanlage rentieren sich in der Stadt meist nicht. Dort sollte man lieber auf Solarenergie setzen. Wer bereits eine Solaranlage samt Batterie etc. betreibt, kann so ein Windrad aber durchaus benutzen, um etwas mehr Strom zu erzeugen. Wenn die Anlage ganz neu angeschafft werden soll, sollte die Ökostromproduktion zunächst über Solarzellen erfolgen.
Für Hausbesitzer gibt es neben klassischen Windrädern noch eine praktische Möglichkeit, Ökostrom aus Wind zu produzieren. Es gibt spezielle Windkraftanlagen als Schornsteinaufsatz. Diese Anlagen werden, wie der Name vermuten lässt, auf dem Schornstein angebracht. Die warme aufsteigende Luft treibt eine Art Turbine an, welche Strom erzeugt. Dadurch kann man beim Heizen quasi einen Teil der Energiekosten wieder hereinholen, da nicht nur Wärme, sondern eben auch Strom produziert wird.