Strafsteuern für den Elektroauto-Boom?

Datum: 16.09.2016


So konn­te BMW von sei­nem viel­fach bewor­be­nen Elek­tro­flit­zer i3 inner­halb eines Monats gera­de ein­mal 280 Stück abset­zen. Beim Renault Zoe sehen die Zah­len ähn­lich aus: Nicht ein­mal 260 Stück konn­ten zuge­las­sen werden.

Des­halb könn­te sich durch­aus die Fra­ge stel­len, ob die der­zei­ti­ge Form der För­de­rung der Elek­tro­au­tos über­haupt Sinn macht oder ob der Staat nicht ande­re Len­kungs­maß­nah­men ergrei­fen könn­te! Neben einer Boni­fi­zie­rung bzw. einer Zuzah­lung des Staa­tes könn­te auch dar­an gedacht wer­den, den Kauf oder den Betrieb von Autos mit klas­si­schem Ver­bren­nungs­mo­tor künst­lich zu ver­teu­ern. Und damit die Wett­be­werbs­nach­tei­le abzu­fe­dern, die die Tech­nik von Elek­tro­au­tos heu­te noch hat.

Sollen klassische Automobile höher besteuert werden?

Der Focus berich­te­te vor kur­zem von ver­schie­de­nen Rechen- und Denk­mo­del­len, mit denen das Ziel des Umwelt­schut­zes bzw. der gerin­ge­ren CO2-Emis­sio­nen noch schnel­ler erreicht wer­den soll. So soll­te die För­de­rung der Elek­tro­au­tos auf bis zu 5.000 Euro pro Fahr­zeug auf­ge­stockt wer­den. Aller­dings auf­kom­mens­neu­tral für den Finanz­mi­nis­ter, so dass im Gegen­zug eine höhe­re Besteue­rung für Ben­zi­ner und Die­sel geplant gewe­sen wäre. Focus Online bezeich­net die­se Besteue­rung als Strafsteuer!

Unse­re Redak­ti­on sieht aller­dings kei­ne Chan­ce für die Umset­zung einer Straf­steu­er für Ben­zi­ner & Die­sel aus ganz unter­schied­li­chen Gründen:

1) Die Bun­des­re­gie­rung steht auch ohne eine erneu­te Steu­er­dis­kus­si­on unter enor­mem Druck. Der ARD Deutsch­land­trend mel­de­te, dass die Zustim­mung zur Bun­des­kanz­le­rin ein neu­es 5‑Jah­res-Tief erreicht haben würde.

2) Auch mit einer Straf­steu­er wird es so schnell kei­nen Boom der Elek­tro­au­tos geben. Die aktu­ell bereit­ge­stell­ten Reich­wei­ten von oft­mals nicht ein­mal 100 Kilo­me­tern bedeu­ten: Bei einer Fahrt zwi­schen Mün­chen und Nord­deutsch­land müss­ten die Rei­sen­den sechs oder sie­ben Mal nach­la­den. Selbst bei den neu­en Schnell­la­de­säu­len sind mehr als 20 Minu­ten War­te­zeit pro Lade­vor­gang erfor­der­lich, was eine rei­ne War­te­zeit von mehr als 2 Stun­den bedeutet.

3) Die Dis­kus­si­on um das Elek­tro­au­to scheint unse­rer Mei­nung nach eine Gespens­ter-Dis­kus­si­on zu sein. In Süd­ame­ri­ka ist der Anteil der Fahr­zeu­ge mit Bio­die­sel bzw. Treib­stoff aus nach­wach­sen­den Roh­stof­fen bereits sehr hoch. Nur klei­ne Umbau­ten an den Moto­ren ermög­li­chen dabei die bis­he­ri­gen Vor­tei­le des Ver­bren­nungs­mo­tors wei­ter zu nut­zen! Zudem wird das Elek­tro­au­to den Beschäf­ti­gungs­mo­tor Auto­mo­bil­in­dus­trie abwür­gen, da Elek­tro­mo­to­ren erheb­lich preis­güns­ti­ger zu bau­en sind und die Anzahl der not­wen­di­gen Per­so­nen­stun­den sehr weit sin­ken wür­de. Der BMW-Gesamt­be­triebs­rats­vor­sit­zen­de sprach dazu Klar­text und sprach von ledig­lich 17 Tei­len (!) aus denen ein Elek­tro­mo­tor bestehen würde.

Ins­ge­samt sind wir des­halb davon über­zeugt, dass zumin­dest bis zur Bun­des­tags­wahl 2017 kei­ne ent­schei­den­den Wei­chen­stel­lun­gen für oder gegen die Elek­tro­au­tos mehr getrof­fen wer­den. Im Moment sind und blei­ben die Elek­tro­au­tos sozu­sa­gen Liebhaber-Modelle.

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