Trotzdem scheinen die Verbraucher aus ihrer Lethargie erwacht zu sein, denn immerhin 4,5 Millionen von ihnen haben bereits im ersten Halbjahr des Jahres 2011 den Stromanbieter gewechselt. Doch ob die Wechsler wirklich nach einem Ökostrom-Angebot gesucht haben oder einfach nur das günstige Angebot haben wollten, dass hat eine Untersuchung vom größten Stromanbietervergleichsportal Verivox nun näher aufgeschlüsselt.
2010 war jede dritte Anfrage zum Wechsel des Stromanbieters der nach einer Ökostrom-Variante. Wie Peter Reese vom Vergleichsportal Verivox berichtet, waren kurzzeitige Anstiege der Nachfrage bei Atomvorfällen schon in der Vergangenheit zu beobachten. Im Falle von Fukushima waren das sogar 80 Prozent der Anfragen nach Ökostrom. Bereits im Mai schrumpfte dieser große Anteil auf nur noch 62 Prozent, einen Monat später waren es dann sogar nur noch 55 Prozent.
Gründe für den geringer werden Reiz zu einem Wechsel des Stromanbieters sich nicht unbedingt in den moralischen Vorstellungen der Verbraucher zu suchen, sondern auch beim Markt selbst. Das Angebot ist unglaublich vielfältig und die einzelnen Angebote mitunter undurchsichtig. Das schreckt ab und sorgt für Unsicherheiten auf Seiten der Verbraucher. Reizvoller scheinen da niedrige Preise, Geldgeschenke und Preisstabilität zu sein und deshalb fühlen sich die Verbraucher von solchen Angeboten einfach mehr angezogen. Schuld an dieser Misere haben auch die Ökostromanbieter selbst und zwar solche, wie sie beispielsweise das Portal Robin Wood ermittelte. In der Theorie klingt alles sehr kontrolliert und ökologisch, in der Praxis hält man sich an Klauseln, um ausgewählten Anbietern gerecht zu werden.
Doppelte Moral auf der einen Seite, Verwirrung auf der anderen Seite. Würde man sich streng nach den Kriterien des „Grüner Strom Label“ richten, so gäbe es nach Ergebnissen einer Recherche von Robin Wood gerade einmal vier Ökostromanbieter, die wirklich zu empfehlen sind. Diese sind Greenpeace Energy, Lichtblick, Naturstrom und die Elektrizitätswerke Schönau. Die Gründe dafür sind ihre Investitionen in neue Anlagen und die Tatsache, dass die Hälfte des Stroms aus den erneuerbaren Energien stammt und weniger als die Hälfte die noch übrig bleibt, aus gasbetriebenen Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen. Klingt einfach, ist es aber nicht.
Die Frage ist, ob denn der Anteil der fossilen Stoffe so hoch sein muss, nur wegen Anlagen wie den Energiewerken Schönau? Ist es sinnvoll, Neubau zu fördern, wenn die Zwecke nur kompensatorisch sind? Das Problem ist, dass der Naturstrom einfach etwas teurer verkauft werden muss, um wirklich Naturstrom zu sein, ansonsten würde er nicht über die EEG abgerechnet. Den Aufpreis will der Anbieter wieder haben und zwar über das sogenannte Grünstromprivileg. Dadurch wird er von den EEG-Umlagen befreit aufgrund der Höhe vom EE-Anteil.
Und dann während a auch noch die Ökolabel. Jedes will eine Deutungshoheit für sich haben und die Verbraucher sehen vor lauter Labelwald gar nicht mehr den Anbieter dahinter. Zum Beispiel das Label OK-Power. Hier ist es wichtig, dass die Herkunft des Produkts stimmt. Unbeachtet bleibt, ob der Stromanbieter zusätzlich auch Energie aus Kohle und Atomkraft gewinnt. Warum kann nicht auf der Stromrechnung der Vermerk stehen, woher genau nun der Strom kommt? Einzig die EEG bleibt als Richtwert, die sorgt für Wirtschaftlich im Betrieb und Neubau der Regenerationskraftwerke, aktiviert Akteure und zwar flächendeckend in ganz Deutschland und erhöht so Stück für Stück den Anteil an grünem Strom.